Träumst du davon, frei und ortsunabhängig im Wohnmobil zu leben und zu arbeiten?

 

Wie du herausfindest, ob dieser Lebensstil zu dir passt und welche Fragen du dir vorher abseits der Vanlife-Romantik unbedingt stellen solltest.

Strandstuhl, Sonnenbrille, Laptop – mehr braucht es nicht, um ortsunabhängig zu arbeiten. Das Wohnmobil steht an den schönsten Orten der Welt und die Aussicht vom mobilen Arbeitsplatz ist immer traumhaft …

Ich glaube, so in der Art stellen sich viele den Arbeitsalltag im Camper vor 😉. Auf Instagram und YouTube wird Vanlife gerade extrem gefeiert und nimmt immer mehr an Beliebtheit zu. Aber wie läuft es abseits der schönen Fotos und Videos wirklich? Und welche Fragen rutschen bei aller Euphorie und Vanlife-Romantik gerne mal in den Hintergrund?

Dieser Blogartikel ist für dich, wenn du einen Blick hinter die Kulissen werfen möchtest! Du erfährst, welche Erfahrungen ich bisher für mich gemacht habe und welche Tipps ich dir mitgeben möchte, wenn du ebenfalls davon träumst, im Wohnmobil zu leben und zu arbeiten:

  1. Wie kann ich mir das Leben im Wohnmobil und das viele Reisen finanzieren?
  2. Was sollte ich beim Arbeiten im Wohnmobil beachten?
  3. Brauche ich einen fest geregelten Arbeits- und Tagesablauf?
  4. Bin ich bereit, Ressourcen zu sparen?
  5. Was tun bei FOMO (Fear of missing out)?
  6. Wie ist es mit dem Heimweh?
  7. Meine 2 wichtigsten Tipps
  8. Fazit

1. Wie kann ich mir das Leben im Wohnmobil und das viele Reisen finanzieren?

Die Frage, die allen Langzeit-Reisenden wahrscheinlich am allerhäufigsten gestellt wird 😉:

Viele Menschen in unserem Umfeld denken, wir befinden uns im Dauer-Urlaub. Wenn wir erzählen, dass wir mehrere Monate am Stück unterwegs sind, ist immer die erste Frage: „Wie könnt ihr euch das Leben im Wohnmobil und das viele Reisen leisten?“.

Wir haben weder im Lotto gewonnen noch genug gespart oder geerbt 😉. Ich bin selbstständig und verdiene Geld – an Orten, die mir gefallen und mich inspirieren. Und zugegebenermaßen am liebsten dort, wo die Sonne scheint! Du weißt noch gar nicht wer ich bin und was ich mache? Dann schau gleich mal hier!

Nicht nur die Freiheit, mein Büro an meinen persönlichen Wohlfühl-Orten aufzuschlagen, sondern auch mein Job, der mich begeistert und mit Menschen zusammenbringt, die mir auf Augenhöhe begegnen – das alles steigert meine Kreativität und meine Leistungsfähigkeit.

Leben und arbeiten im Wohnmobil bzw. allgemein ortsunabhängig klappt übrigens auch wunderbar für meine Kund:innen: Ich arbeite häufig mit Therapeut:innen, Coaches und Berater:innen zusammen, die ihre eigenen Klient:innen ebenfalls remote betreuen. Denn digitale Therapie bzw. Coachings und Mentorings per Video-Call sind längst keine Seltenheit mehr und haben sich etabliert.

Als selbstständige:r Unternehmer:in ist es oft leichter, dein Business von unterwegs aus zu managen. Doch auch einige Arbeitgeber haben bereits die Vorteile von remote work erkannt und ermöglichen ihren Angestellten das mobile Arbeiten.

Doch trotz der vielen Vorteile darfst du nicht vergessen: Arbeit ist und bleibt Arbeit! Auf Dauer funktioniert dieser Lebensstil nur mit dem dazugehörigen Maß an Selbstdisziplin 😉. Doch dazu weiter unten mehr …

2. Was sollte ich beim Arbeiten im Wohnmobil beachten?

Tipp 1: Fester Arbeitsplatz

Der begrenzte Platz lässt hier nicht sehr viel Spielraum. Mir persönlich ist auch auf kleinstem Raum sehr wichtig, spürbar zwischen Arbeitszeit und Freizeit abzugrenzen. Daher sitze ich beim Arbeiten im Wohnmobil immer am Tisch und nehme den Laptop beispielsweise nicht mit ins Bett.

Bei schönem Wetter, wenn sich fast alles draußen abspielt, ist das natürlich deutlich leichter als an ekligen Regentagen. Da räumt man alle Arbeitsmittel mehrmals am Tag – z. B. vor den Mahlzeiten – von A nach B und wieder zurück. Ja, das kann auch manchmal nerven 😉.

Meine Lösung: Ich habe eine große Arbeitstasche, in die zwei Laptops, Laptopständer, zwei separate Bildschirme und Kleinkram wie Kabel, Computer-Maus etc. hineinpassen. Diese hat einen festen Platz im Wohnmobil. Sowohl während der Fahrten als auch arbeitsfreien Zeiten wird alles in diese Tasche eingeräumt getreu dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Wem einmal während der Fahrt aus der obersten Ablage ein Notizbuch auf den Kopf gefallen ist, lernt daraus und achtet zukünftig freiwillig auf die ordnungsgemäße Ladungssicherung 😉.

Tipp 2: Clean Desk Policy

Eine gute Struktur und Ordnung am Arbeitsplatz sind im mobilen Homeoffice unverzichtbar. Wenn zwei Personen mit Laptop am Tisch sitzen, bleibt kaum Platz für andere Dinge. Die Ausstattung beschränkt sich auf das Notwendigste und ist eher praktikabel als schön. Textmarker in allen Lieblingsfarben wie zu Hause sind daher nicht drin 😉. Das sehe ich jedoch als großen Vorteil, denn so liegt nichts rum, was dich ablenkt und du konzentrierst dich auf das Wesentliche.

Tipp 3: Eine ruhige Umgebung

Video-Calls mal eben auf einem Supermarkt-Parkplatz führen, … das ist aus eigener Erfahrung keine gute Idee! Wenn wir nicht auf einem Campingplatz oder einem Wohnmobilstellplatz stehen, suchen wir uns kleinere und ruhige Parkplätze im Grünen.

Tipp 4: Pausen

Tür auf und raus in die Natur, ein Kaffee in der Sonne oder eine Runde im See oder Meer schwimmen. Leichter als beim Arbeiten im Wohnmobil kann man Pausen fast nicht machen. Danach startest du mit neuer Kraft und Motivation in den Arbeitsnachmittag.

3. Brauche ich unterwegs einen fest geregelten Arbeits- und Tagesablauf?

Wenn du selbstständig bist oder viel im Homeoffice arbeitest, dann bist du es bereits gewöhnt, dich selbst zu organisieren. Aber gerade unterwegs kommen immer wieder kurzfristig ungeplante und unvorhersehbare äußere Umstände auf: Mal steht eine lange Fahrstrecke bevor oder man muss einen Stellplatz zu einer bestimmten Uhrzeit verlassen. Die Folge ist, dass du manchmal erst nachmittags, abends oder statt werktags am Wochenende arbeiten kannst. Wichtig ist daher ein gewisses Maß an Flexibilität, denn das klassische 9to5-Modell ist eher schwierig umzusetzen. Solltest du überlegen, dich in einer anderen Zeitzone aufzuhalten, bringt das noch einmal weiteren Planungsaufwand mit sich.

Wir sind mittlerweile nicht mehr jeden Tag unterwegs und schauen etwas an oder wechseln unseren Stellplatz. Oft haben wir einen normalen Alltag wie zu Hause. Nur eben woanders.

Natürlich liegt im ersten Moment der Gedanke nahe, das Arbeiten z. B. auf den Beifahrersitz zu verlegen und die Fahrtzeiten sinnvoll zu nutzen. Für mich funktioniert das leider nicht, da mir schnell übel wird, wenn ich während der Fahrt in einen Bildschirm schaue 😉.

Was sein muss, muss sein: Wie du deine Selbstdisziplin aufrechterhältst

Ja, ich gebe es zu! Manchmal ist es sehr verlockend, länger im Bett liegen zu bleiben oder einen Strandspaziergang zu machen, statt Kundenarbeit zu erledigen. Unterwegs sind der Ablenkungsfaktor und das Angebot an tollen Alternativen zur Arbeit gefühlt 10-mal so hoch!

Die Lösung: Schaffe dir Strukturen und Routinen.

Immer zur gleichen Zeit aufstehen hilft ungemein, den Tag direkt mit Struktur zu beginnen. Meine „Morgenroutine“ unterscheidet sich dabei im Ablauf nicht groß von meinem Start in den Tag zu Hause: Kaffee, Hunde-Spaziergang, Journaling. Den großen Unterschied macht dabei die oft viel schönere Umgebung!

Bei meiner Selbstdisziplin helfen mir ein grober Wochenplan und meine To-do-Liste (wer mich kennt, weiß, ich bin ein To-do-Listen-Junkie 😉). Alle Termine, Aufgaben und Deadlines führe ich in einem Kalender. So weiß ich genau, welche meiner To-dos ich flexibel gestalten kann, um mir den Freiraum für Unternehmungen, Freizeit, aber auch die anderen Verpflichtungen zu schaffen. Denn auch auf kleinstem Raum und gerade bei einem Leben im Wohnmobil fallen Aufgaben an, die erledigt werden müssen, um den Laden am Laufen – bzw. am Rollen – zu halten 😉.

4. Bin ich bereit, Ressourcen zu sparen?

Stell dir vor, du stehst mit dem Wohnmobil an einem wunderschönen Strand. Türkisblaues Meer, absolute Ruhe, am Abend ein traumhafter Sonnenuntergang. Am liebsten möchtest du nie wieder hier weg! Oder zumindest die nächsten 5-7 Tage nicht … und dann ist das Wasser leer, weil du heute Morgen geduscht hast, um frisch in den Arbeitstag zu starten.

Und glaube mir: Der Wassertank ist immer ausgerechnet dann leer, wenn gerade keine Möglichkeit besteht, ihn aufzufüllen!! Da muss es vor einem Kunden-Zoom-Call auch mal das Trockenshampoo tun 😉.

Wie lange du autark mit dem Wohnmobil stehen kannst, ist abhängig vom Fahrzeug und den äußeren Umständen. Aber letztendlich sind die Ressourcen wie Wasser, Strom, Heizung, Gas, Abwasser und Toilettentank immer begrenzt.

Oder abends noch gemütlich Netflix oder YouTube gucken? Dabei solltest du auf jeden Fall immer dein Datenvolumen im Blick haben, bevor das Internet beim nächsten Mal nicht mehr für die Arbeit reicht. Da ich zum Thema Internet und technische Ausstattung beim Arbeiten im Wohnmobil ganz oft Fragen gestellt bekomme, werde ich dazu einen separaten Blogartikel schreiben. Das würde hier den Rahmen sprengen 😉.

Was ich aber auf jeden Fall während unserer vielen kürzeren und längeren Touren gelernt habe?

Man kommt mit sehr wenig aus! Unterwegs weicht die Selbstverständlichkeit, Wasser, Strom, Heizung und Internet in unbegrenzter Menge zur Verfügung zu haben einem sparsameren und auch verantwortungsbewussteren Umgang!

5. Was tun bei FOMO (Fear of missing out)?

Hier diese Stadt besichtigen, dort jene Freizeitaktivität mitnehmen und am besten alle zwei Tage ein neues Ziel ansteuern … Nicht, dass man etwas verpasst, wenn man schon mal da ist …

Wenn du schon einmal einen Urlaub in Form eines Roadtrips mit dem Camper gemacht hast, kennst du vielleicht dieses Gefühl der „unbegrenzten Möglichkeiten“. Aber ob du es glaubst oder nicht: Auf Dauer kann das richtig anstrengend sein und für Stress sorgen!

Denke an dein „normales“ Leben zu Hause: Du arbeitest, musst einkaufen und andere Verpflichtungen erledigen. Dein Alltag ist auch mit „normalen“ Dingen gut ausgefüllt. Da ist auch nicht jeden Tag Programm angesagt, oder? Wieso sollte das beim Leben und Arbeiten im Wohnmobil anders sein? 😉

Gerade die vielen neuen Eindrücke brauchen zwischendurch Zeit, um sich zu setzen und verarbeitet zu werden. Daher reisen wir mittlerweile immer langsamer und behandeln Fahrtzeit z. B. genauso wie Arbeitszeit. Wenn du mal 4-5 Stunden konzentriert gefahren bist, weißt du, wie anstrengend das je nach Fahrzeug sein kann. Danach noch fokussiert einige Stunden zu arbeiten, ist – natürlich tagesformabhängig – einfach nicht immer drin.

6. Wie ist es mit Heimweh?

Hört sich banal an, ist aber nicht zu unterschätzen. Einerseits ist da die Trennung von den Liebsten daheim. Andererseits unterscheidet sich das Leben unterwegs noch einmal deutlich z. B. von einer Auswanderung, denn du hast keinen festen Ort, an dem du dauerhafte Sozialkontakte knüpfst.

Man kommt also nie irgendwo richtig an und hat keine feste Homebase?

So empfinden wir es nicht! Für uns ist das Wohnmobil unser absoluter Wohlfühl- und Rückzugsort! Außerdem treffen wir immer wieder andere Reisende, mit denen wir sehr schnell ins Gespräch kommen und schon wundervolle Stunden verbracht haben. Daraus entstehen manchmal echte und dauerhafte Freundschaften. Die gemeinsame Reiseleidenschaft verbindet und die meisten Vanlifer sind nicht nur individualistisch, sondern auch sehr kommunikativ, hilfsbereit und sozial eingestellt. Oft sogar mehr als das zu Hause in der Nachbarschaft der Fall ist! 😉

Natürlich ist der digitale Sozialkontakt zur Familie, zu Freund:innen und Bekannten anders als bei persönlichen Treffen. Doch durch die Corona-Einschränkungen haben wir uns irgendwie ja auch daran gewöhnt, Kontakte auch auf diese Weise aufrechtzuerhalten und zu pflegen.

7. Meine 2 wichtigsten Tipps

Tipp 1: Glaube nicht alles, was du liest, siehst und hörst!

Die sozialen Medien verleiten schnell dazu, dass wir uns Illusionen hingeben. Jede:r von uns schaut sich lieber Fotos und Videos an, die nur die positiven Seiten zeigen. Wer möchte schon gerne auf Instagram und Co. Fotos von Kabelsalat und die Aussicht auf einen öden Parkplatz mit überfüllten Mülltonnen sehen? Aber natürlich gibt es auch im Wohnmobil Hochs und Tiefs, schlechtes Wetter, hässliche Stellplätze, angebranntes Essen, Tränen, schlechte Laune und nicht immer nur Pärchenglück im Sonnenschein. Das zeigt nur fast niemand. Daher lass dich davon bitte nicht blenden.

Tipp 2: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren!

Ob Leben und Arbeiten im Wohnmobil wirklich etwas für dich ist, kannst du nur herausfinden, indem du es ausprobierst. Stürze dich nicht blind in dieses Abenteuer! Nur weil Vanlife gerade total fancy und angesagt ist, heißt es nicht, dass das auch für dich der passende Lebensstil ist.

Ein richtiger Alltag im Camper entsteht nicht, wenn du eine Woche bei bestem Wetter auf einem super ausgestatteten Campingplatz am Gardasee oder in Kroatien verbringst. Gerade wenn du länger unterwegs bist, wird sich dein Reiseverhalten allein schon aus Kostengründen verändern. Und ein bisschen wird man auch zum Einsiedlerkrebs, der es genießt, abseits der Touristenpfade seine Ruhe zu haben 😉.

8. Fazit

Als wir 2013 unsere ersten Campingerfahrungen sammelten, dachte ich nicht im Traum daran, irgendwann in einem Wohnmobil zu leben und ortsunabhängig zu arbeiten. Sich diesen Traum zu erfüllen, geht natürlich nicht von heute auf morgen und bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Trotzdem war dieser Weg für uns das Beste, was wir tun konnten.

Die Freiheit, der Sonne hinterherzufahren und zu arbeiten, wo die Aussicht schön ist, ist genau das, was wir gesucht haben. Im Jahr 2022 waren es Stand heute (30.10.2022) 174 Tage leben und arbeiten im Wohnmobil. Ich freue mich auf jeden weiteren Tag, der folgen wird!

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