Immer dem Wind nach – Unsere Nordsee Wohnmobil-Tour
Zugegeben: Anfang März hatten wir im Traum nicht daran gedacht, dass ein paar Wochen später statt Marokko die Nordsee unser Ziel sein würde. Wie viele andere Camping-Begeisterte beobachteten auch wir beinahe täglich in den Medien die aktuelle Situation der Camping- und Wohnmobilstellplätze. Und in unserer letzten Urlaubswoche war es dann da: Das Corona-Schlupfloch. Niedersachsen, das erste Bundesland, welches in Krisenzeiten die Tore für touristische Übernachtungen öffnete und uns damit an wunderschöne Stationen führte, die wir ohne diese Ausnahmesituation wahrscheinlich so schnell nicht besucht hätten. Als Camper nimmt man die Feste eben wie sie fallen, lässt sich treiben und weiß manchmal morgens nicht, wo man abends schlafen gehen wird. Dieses Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit wurde bei unserer Nordsee Wohnmobil -Tour wieder vollends befriedigt!
Unser erster Weg führte uns nach Neuharlingersiel, ein kleiner idyllischer Hafenort und seit 1979 staatlich anerkanntes Nordseeheilbad. Der Wohnmobilstellplatz befindet sich am Ostanleger und hat auf den ersten Blick einen gewissen Parkplatz-Charme. Bei unserer Ankunft standen bereits zwei Wohnmobile – natürlich mit entsprechendem Abstand – in den gekennzeichneten Parkflächen und wir ergatterten einen Platz in der ersten Reihe mit direktem Blick auf das Wattenmeer und die Schiffe Richtung der vorgelagerten Insel Spiekeroog.
Noch war der Stellplatz offiziell geschlossen und der Parkautomat außer Betrieb. Im Laufe des Vormittags präparierten die Gemeindemitarbeiter jedoch die Fläche, sperrten jeden zweiten Stellplatz ab und richteten Ver- und Entsorgung sowie Strom ein. Unser Besuch in Neuharlingersiel fiel auf die sogenannten Eisheiligen – und der Name war Programm! Bei unserem Spaziergang mit Gin und Ivo pfiff uns der Wind kalt um die Ohren. Vom Stellplatz aus gelangten wir durch den Fährhafen in den kleinen, beschaulichen Kutterhafen, gesäumt von hübschen Häuschen in maritimer Kulisse. Natürlich lag die ganze Atmosphäre noch im Corona-Dornröschenschlaf und nur vereinzelt trafen wir auf andere Besucher. Einzig einige Surfer und Kiter nutzten die steife Brise und ritten über die Wellen. Was sich für uns allerdings schnell als großer Wehmutstropfen herausstellte: Neuharlingersiel gestaltet sich für Hundebesitzer ziemlich schwierig! Ich glaube, ich habe tatsächlich noch nirgendwo so viel
„Hunde verboten“-Schilder gesehen wie hier. Irgendwann wussten wir gar nicht mehr so richtig, wo wir mit Hund eigentlich überhaupt lang laufen durften… Ganz abgesehen davon, dass man Mülleimer entlang der Wege tatsächlich suchen musste und wir nirgends eine Freilauffläche entdecken konnten. In der jetzigen Situation ohne den großen Touristenansturm fanden wir das ein oder andere einsame Eck, an denen sich unsere beiden Vierbeiner austoben konnten und niemand sich daran störte. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass sich diese Gelegenheit in der Hauptsaison bietet.
Zahlen, Daten, Fakten:
Stellplatz am Ostanleger
Adresse: Am Hafen Ost 20, 26427 Neuharlingersiel
Koordinaten: 53° 42′ 7″ N, 7° 42′ 30″ E
Max. Übernachtungsdauer 3 Tage
Parkscheinautomat: 15 € pro Nacht zzgl. 2,50 € Kurtaxe p. P.
Ver- und Entsorgung: 1 € Frischwasser, 1€ Entsorgung Kasettentoilette, 0,60 €/kWh Strom
Hunde erlaubt
keine Sanitäranlagen
Ortszentrum fußläufig erreichbar
https://www.neuharlingersiel.de/nordsee-camping/wohnmobilstellplatz-an-der-nordsee/
Am nächsten Tag zog es uns wenige Kilometer weiter nach Carolinensiel-Harlesiel. Der Stellplatz liegt an der Mole im Fährhafen. Von hier aus starten die Ausflugsfahrten ins Wattenmeer und die Fähre zur Insel Wangerooge.
Einmal über den Deich und man gelangt sofort zum wirklich schönen Hundestrand und einem Spazierweg direkt an der Nordsee entlang. Hier fühlten wir uns sofort wohl! Und nicht nur wir! Der Stellplatz füllte sich im Laufe des Tages und auch der Campingplatz am Strand empfing schon die ersten Besucher. Zur besten Mittagessenszeit machten wir einen gemütlichen Spaziergang entlang des Yachthafens hin zu Janssen’s Fisch, einem Ladengeschäft mit angeschlossenem Restaurant. Unter Einhaltung der Hygieneregeln konnten wir hier eine typische Mai-Scholle genießen und uns anschließend noch mit geräuchertem Fisch und Fischbrötchen für abends eindecken.
Leider machte uns anschließend das Nordsee-Wetter einen Strich durch die Rechnung und Wind und Regen sorgten für einen Faulenzer-Nachmittag in unserem Wohnmobil. Als Camper lässt man sich davon jedoch nicht
die Laune verderben und wir hatten enormen Spaß dabei, die Flugzeuge des nahen Flugplatzes Harle bei ihren Starts zu beobachten – und Mitleid mit den Insassen zu haben, die bei diesen Bedingungen sicher keinen entspannten Flug zu erwarten hatten.
Zahlen, Daten, Fakten:
Stellplatz an der Mole
Adresse: Am Harlesiel, 26409 Wittmund
Koordinaten: 53° 42′ 36″ N, 7° 48′ 34″ E
Anmeldung beim angrenzenden Campingplatz: 13 € pro Nacht zzgl. 2,50 € Kurtaxe p. P.
Ver- und Entsorgung am Campingplatz: 1 € Frischwasser, CamperClean-Station für Kasettentoilette, 4 € Pauschale für Strom
Hunde erlaubt (zzgl. 2,50 €)
keine Sanitäranlagen, die des Campingplatzes können jedoch mitgenutzt werden
Ortszentrum fußläufig erreichbar
https://www.carolinensiel.de/nordseeurlaub/wohnmobilstellplaetze-an-der-nordsee/wohnmobilstellplatz-an-der-nordsee-mole.html
In Greetsiel – unserer nächsten Station – kam dann tatsächlich schon richtig Urlaubsfeeling auf. Und das lag nicht nur an der Sonne, die sich ab Mitte der Woche zeigte. Greetsiel ist ein nordisches Fischerdorf, wie es im Buche steht. Windmühlen, urige Giebelhäuser und ein idyllischer Kutterhafen im Ortskern machen den Ort zu einem Touristenmagnet. In unserem Fall bedeutete das, dass wir mit viel Glück die letzte freie Parzelle auf dem top gepflegten Wohnmobilstellplatz am Ortseingang ergatterten. Nachdem außer Wohnmobilisten jedoch nur wenige Tagesgäste auf dem angrenzenden Parkplatz ihr Auto abgestellt hatten, wurde der Stellplatz hier einfach durch die nach uns ankommenden Camper erweitert. Mit Gin und Ivo unternahmen wir erst einen großen Spaziergang vom Ortskern zu den Deichwiesen hinter dem Hafen. An allen Wegen gibt es sehr viel Grün und in regelmäßigen Abständen kommen Mülleimer. Das finden wir super! Auf dem Rückweg kamen wir an der
Greetsieler Kaffeerösterei vorbei – oder auch nicht vorbei 😉 Neben einem seeeehr leckeren Milchkaffee und einem Walnuss-Ingwer-Cookie, der auf einem kleinen Mäuerchen am Hafen in der Sonne besonders gut schmeckte, erbeutete ich einen hervorragenden, frisch gemahlenen Kaffee für meinen Espressokocher im Wohnmobil. Unseren obligatorischen Kühlschrankmagneten fanden wir in dem wortwörtlich zuckersüßen Geschenkeladen „Geschmackssachen Greetsiel“, der liebevolle und ausgesuchte Geschenkideen für Groß und Klein führt. Wie gut, dass wir eh noch ein kleines Präsent benötigten… 😉
Zahlen, Daten, Fakten
Reisemobilhafen Greetsiel
Adresse: Mühlenstraße, 26736 Krummhörn
Koordinaten: 53° 29′ 53″ N, 7° 6′ 14″ E
Parkscheinautomat: 12 € pro Nacht (inklusive Kurtaxe)
Ver- und Entsorgung: 2 € Frischwasser, 1 € für 8 Stunden Strom
Hunde erlaubt
keine Sanitäranlagen
Ortszentrum fußläufig
https://www.greetsiel.de/unterkuenfte/campingplaetze
Von Greetsiel aus führte unsere Nordsee-Wohnmobil Tour weiter nach Emden. Die Seehafenstadt liegt in Ostfriesland an der Mündung der Ems in die Nordsee und ist die Geburtsstadt von Otto Waalkes. Ihren Ehrenbürger würdigte die Stadt mit einem eigenen Ampelmännchen – an manchen Fußgängerampeln leuchtet Otto in seiner berühmten Hüpfpose. Für Otto-Fans gibt es außerdem zentral am Hafen „Dat Otto Huus“, mehr oder weniger ein Otto-Souvenirshop. Auch hier hatten wir bei Anreise am Vormittag wieder großes Glück und konnten uns auf dem Wohnmobilstellplatz „Alter Binnenhafen“ direkt in erster Reihe an der Marina ans Wasser stellen. Die Parkbuchten sind ausreichend groß und auch hier ist aktuell natürlich wieder jede zweite Parzelle gesperrt. Die Anmeldung erfolgt im Büro des Hafenmeisters. Unter anderen Umständen gäbe es hier sogar Sanitäranlagen, die während unseres Besuchs jedoch nicht öffnen durften. Nach einem verspäteten Frühstück zogen wir los, um Emden zu entdecken. Vom Stellplatz aus führt ein schöner Weg entlang des Flusses in die Innenstadt. Wie immer besonders wichtig für uns: Grünflächen, in die Gin und Ivo zwischendurch ihre Nase stecken können und Mülleimer. Angekommen In der Einkaufsstraße finden sich hier die bekannten Ladenketten. Wir schlenderten einmal durch die Fußgängerzone wieder zurück zum Hafen und von dort aus weiter entlang der Ems an modernen Wohnanlagen mit eigenen Bootsanlagestellen vorbei. Nach der Überquerung der Eisenbahnbrücke führte der Weg anschließend leider nicht mehr weiter am Wasser sondern entlang der Bahngleise durch das Hafen-Industriegebiet. Hinter Zäunen und Mauern konnten wir die großen Frachter liegen sehen, sogar zwei Kreuzfahrtschiffe, die im Emdener Hafen wohl ihre Zwangspause verbrachten. Unser Ziel war der zweite Wohnmobilstellplatz in Emden, der ganz am Ende des Hafens direkt an der Flussmündung in den
Dollart liegt. Dabei handelt es sich eher um einen aspahltierten Wendekreis am Ende der Straße ohne jegliche Ausstattung. Der Blick ist jedoch unbezahlbar! Selbst bei schlechtem Wetter kann man hier wunderbar aus seinem Wohnmobil heraus den großen Schiffen beim Ein- und Auslaufen zusehen und sich dem Fernweh vollends hingeben! Dem Internet sei Dank kann man die Route der Frachter sogar mitverfolgen. Hätten wir in Emden noch eine weitere Nacht verbracht, wären wir vielleicht sogar umgezogen. Wer diesen Stellplatz nutzen und trotzdem der Emdener Innenstadt einen Besuch abstatten möchte, sollte jedoch wenigstens Fahrräder an Board haben, da sich der Weg durchaus zieht.
Zahlen, Daten, Fakten
Stellplatz Alter Binnenhafen
Adresse: Am Eisenbahndock, 26723 Emden
Koordinaten: 53° 21′ 49″ N, 7° 12′ 31″ E
Bezahlung beim Hafenmeister: 10 € pro Nacht
Ver- und Entsorgung: 50 Cent pro 50 Liter Frischwasser, 50 Cent pro kWh Strom, Entsorgung Grauwasser und Kasettentoilette ebenfalls jeweils 50 Cent
Hunde erlaubt und inklusive
Sanitäranlagen mit WC, Dusche und Waschmaschine
Ortszentrum fußläufig
https://www.ag-ems.de/ausfluege/ausflugstipps-in-emden/binnenhafen-emden.html
Leider verging die Zeit auch dieses Mal wieder im Fluge und schon war das letzte Etappenziel unserer Nordsee-Wohnmobil Tour erreicht: Wilhelmshaven. Nach unserem super zentralen Stellplatz in Emden zog es uns auf den beschaulichen Wohnmobilstellplatz Schleuseninsel, ein wirklich zuckersüßes und ruhiges Fleckchen Erde am Jadebusen, geführt von einem richtigen Seebären, wie er im Buche steht. Vom gekiesten Stellplatz aus führt ein direkter Zugang zum Deich, über den man am Yachthafen vorbei zur Südstrandpromenade kommt. Offiziell herrscht auf dem Deich natürlich Leinenpflicht, aber nachdem während unseres Besuchs nur wenig Menschen auf dem Deich unterwegs waren, konnten unsere zwei vierbeinigen Mitreisenden sich mal wieder richtig austoben und rennen. Nachdem wir uns bei einer ersten Runde zu viert einen ersten Überblick über den Deich und die Promenade gemacht hatten, konnten Gin und Ivo sich hinterher in unserem Wohnmobil entspannen und wir zogen noch einmal los, um dem Urzeitmuseum mit Seeaquarium einen Besuch abzustatten. Fußläufig vom Stellplatz erreichbar ist ebenfalls das Marine-Museum. Um sich nach dem Museumsbesuch wieder etwas zu stärken, können wir übrigens den Cappuccino und den Käsekuchen im Teehäuschen Café an der Promenade empfehlen! Toller Blick auf die Nordsee und ein sehr freundlicher Besitzer, dem wir von Herzen die Daumen drücken, dass die verspätet beginnende Saison trotzdem noch viel Glück und gute Geschäfte bringt!
Zahlen, Daten, Fakten
Wohnmobilstellplatz Schleuseninsel Wilhelmshaven
Adresse: Schleusenstraße 37, 26382 Wilhelmshaven
Koordinaten: 53° 30′ 55″ N, 8° 9′ 9″ E
Bezahlung beim Stellplatzbetreiber: 10 € pro Nacht
Ver- und Entsorgung: Frischwasser 50 Cent pro 50 Liter, Strom 3 EUR pro 24 Stunden, Entsorgung Grauwasser und Kasettentoilette inklusive
Hunde erlaubt und inklusive
Sanitäranlagen vorhanden
Promenade und div. Museen fußläufig, Ortszentrum ca. 4 km
https://www.wohnmobilstellplatz-wilhelmshaven.de
Wie immer auf dem Rückweg, zogen wir auch dieses Mal wieder unser Urlaubs-Resümee. Dieses mal für unsere Nordsee Tour:
- Fazit Nr. 1: Auch wenn unsere Umbauten am Wohnmobil ursprünglich für ein anderes Reiseziel gedacht waren, kamen sie uns trotzdem auch bei diesem Trip zu Gute! Obwohl das Wetter recht durchwachsen war, benötigten wir auf keinem der Stellplätze einen Stromanschluss, sondern die verstärkte Solaranlage reichte auch bei wenig Sonnenschein für unseren Bedarf vollkommen aus. Die geschlossenen Sanitäranlagen stellten dank Trenntoilette ebenfalls kein Problem dar.
- Fazit Nr. 2: Wie bereits zu Beginn erwähnt, hätten wir der Nordsee wahrscheinlich nicht so schnell einen Besuch abgestattet. Wir konnten die entschleunigte Tour trotz der ein oder anderen Einschränkung wunderbar genießen und hatten nicht das Gefühl der großen Entbehrungen.